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Mathematik: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
Released by matroid on Di. 25. November 2008 20:35:00 [Statistics] [Comments]
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\(\begingroup\) Der menschliche Geist ist eine faszinierende und unerschöpfliche Quelle genialer Kreativität. Was da alles schon hervorgebracht wurde: Atombomben, Kategorientheorie und der Musikantenstadl[1]. Nur, um einige Beispiele zu nennen. Jede wissenschaftliche Disziplin hat ihren Teil dazu beigetragen. Wo würden wir heute ohne die Medizin oder die Physik stehen? Wir würden an einer Erkältung sterben, vom Blitz erschlagen werden und immer noch auf dem Rücken von Pferden reisen. Die Soziologie z.B. hat fundamental zum Verständnis psychosozialer Prozesse beigetragen, indem sie Begrifflichkeiten geschaffen hat, die das beschreiben, was sowieso intuitiv schon klar ist: Der Mensch ist ein von einsamen Steppenwölfen[2] gejagtes, dummes Schaf, welches gesagt bekommen will, was es tun soll. Wie gut, dass Kant uns Möglichkeiten aufgezeigt hat, wie wir aus dieser selbstverschuldeten Unmündigkeit herauskommen können. Genau... einfach warten, bis man 18 wird. Was hat aber nun die Mathematik zu all dem beigetragen? Ist Mathematik wirklich nützlich?

Ich habe bereits die Kategorientheorie erwähnt. Hm, ein brauchbarer bzw. praktischer Nutzen fällt mir jetzt spontan nicht ein. Aber: Die Leute, die sich damit beschäftigen, fühlen sich ganz bestimmt pudelwohl und kriegen die Zeit rum, wenn gerade nichts Gescheites im Fernsehen läuft. Ist das etwa nicht nützlich? Geometrie erfreut sich da schon eher praktischer Anwendungen. Damit kann man auch mal eine Pyramide oder eine Baumbude bauen, ohne dass das aufwändige Konstrukt krumm und schief wird. Ganz wichtig ist auch die Numerik und insbesondere die Fehlertheorie. Da kann man den Blödsinn, den man sich mühsam zusammengerechnet hat, wenigstens quantifizieren. Ja, man weiß dann, dass die Brücke erst nach einer Belastung von größer gleich 1337 Autos zusammenbricht. Ist das nicht beruhigend? Leider kann man sich nur darauf verlassen, wenn der gierige Bauunternehmer nicht bei der Zementmischung beschissen hat, weil er noch ein paar Euro sparen wollte. Mathematiker und Informatiker, das kann man ja nie so genau auseinander halten[3], haben sogar schwierigste gesellschaftliche Probleme gelöst. In diesen Zeiten hat eine ganze Generation von Jugendlichen jegliche Perspektive verloren. Keine Ausbildungsplätze, kein familiärer Zusammenhalt, keine Vorbilder in Politik, Wissenschaft und Kirche. Das Licht am Ende des Tunnels ist.... na? - das Jamba Spar-Abo! Was braucht ein Jugendlicher noch, wenn er stets die neusten und coolsten Handy-Klingeltöne downloaden kann?! Ich möchte mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich dafür bedanken. Jetzt, wo mir das, hoffentlich auch dem Leser, so richtig bewusst wird, bin ich regelrecht überwältigt und gerührt. *schnüf* Logik ist ohnehin die Grundlage für vernünftige Entscheidungen. Ich erinnere mich noch an die letzte Umsatzsteuererhöhung. Die CDU hat 18%, die SPD 17% vorgeschlagen. Getroffen hat man sich dann in der Mitte, also bei 19%. Tja, das ist doch logisch, weil das besser für die angespannte Haushaltslage ist. Wer jetzt meint, Politiker sind doch alle blöd, den muss ich entschieden zurechtweisen. Solche primitiven und stereotypen Versatzstücke lokaler Meinungsbildung[4] dulden wir hier nicht! Für Politiker gilt die Normalverteilung der Intelligenz genauso wie für alle anderen Randgruppen. Apropos Normalverteilung; das unbestritten mächtigste Instrument, welches uns die Mathematik bereitstellt, ist die Stochastik. Mit Zufall kann man schlicht alles erklären. Auch unglückliche Zufälle wie z.B., dass George W. Bush US-Präsident wurde, oder dass man im Supermarkt immer die Kasse mit dem langsamsten Kassierer erwischt. Ja, man kann damit sogar erklären, dass der Mensch, im Gegensatz zum Tier, nicht nur denken, sondern auch über das Gedachte wiederum nachdenken kann. Das führt im Idealfall dazu, dass man im Durchschnitt bessere Entscheidungen trifft, als wenn man nur denken würde. Puh, das verstehe ich jetzt gerade selbst nicht mehr... Ihr wisst aber, was ich meine, oder? Das haben wir alles der Evolution zu verdanken. Ich glaube, das Prinzip dahinter nennt man Gradualismus. Bei den meisten geht die Entwicklung jedoch dermaßen langsam von statten, dass man eher von Stillstand sprechen muss. Zum Glück gibt es die Erde noch eine Weile. Da brauchen selbst die größten Volldeppen ihre Hoffnungen nicht zu begraben. Ich meine damit insbesondere Emanzipationsgegner, Anhänger und Wähler zweifelhafter Parteien, Diktatoren, genauso unsere Bildungspolitiker und Schlimmere.[5] Kommen wir nun zu dem wichtigsten Beitrag der Mathematik für die Menschheit, der synchronen Fußballübertragung. Tja, wer hätte das gedacht? Einstein hat dafür den Grundstein gelegt. Wenn man das Bild und den Ton getrennt überträgt, also über verschiedene Satelliten, im Zick-Zack sozusagen, dann muss man beides später wieder synchronisieren. Die Theorie dahinter ist furchtbar kompliziert. Ich kann Euch das leider auch nicht so richtig erklären. Hier haben sich aber glücklicherweise kompetente Profis mehr oder weniger dazu geäußert. Man möge sich das einmal vorstellen, wie chaotisch das liefe, wenn die Übertragung nicht synchron wäre. Ja, dann kämen die spannenden und qualifizierten Kommentare von Johannes B. Kerner zum völlig falschen Zeitpunkt durch den Äther. Das kann im schlimmsten Fall zu verheerenden Missverständnissen führen. Der Johannes[6] jubelt genau in dem Moment, wenn die Engländer ein Tor schießen. Dabei meinte er in Wirklichkeit den tollen Pass von Miro Klose von vor fünf Minuten. Oh ha! Das ist ein wahres Horrorszenario. Natürlich kommt dann so ein Vollpfosten von der Bildzeitung daher, der überhaupt keine Ahnung von Relativitätstheorie hat und versieht übereifrig die Titelstory der nächsten Ausgabe mit der Überschrift: "Hinterhältiger Vaterlandsverräter. Kerner sympathisiert mit der englischen Mannschaft." Es ist klar, dass das die Stimmung der ohnehin grundsätzlich total frustrierten Deutschen auf einen Tiefpunkt bringen würde. Hat der Herr Kerner sich eigentlich jemals öffentlich bei Einstein dafür bedankt? Ich weiß ja nicht, wie Ihr das seht, ich für meinen Teil würde das wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Atombomben finde ich übrigens doof. Die lässt man ja auf feindliche Städte fallen, um damit die Vorgärten von den all den bösen Leuten kaputt zu machen, die man nicht leiden kann. Das ist wirklich nicht nett. Diese Erfindung war leider ein relativer Griff ins Klo. Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: Gedanken eines Mathematikers - Der Mathematiker, das unbekannte Wesen. Wir werden verblüffende Tatsachen beleuchten wie z.B., dass Mathematiker sich niemals streiten und immer das Richtige tun. Die gefälschten Münzen werden auch endlich auftauchen. Euer gaussmath [1] Findest Du das wirklich witzig? Wenn ja, dann solltest Du Dir ernsthaft Gedanken darüber machen, dass man Dich immer noch mit solchen abgedroschenen und tief gestapelten Klischees beeindrucken kann. Also wirklich... [2] Ob Hermann Hesse wusste, dass eine ganze Matrix nach ihm benannt wurde? Es hätte ihn ganz bestimmt gefreut! [3] Nein, das liegt nicht an dem ähnlich schlechten Kleidungsstil. Das ist rein fachlich gemeint. Wir haben hier Informatiker auf dem MP, die über so viel mathematisches Wissen verfügen, wie es niemals in meinen Kopf, geschweige denn in mein Bücherregal reinpassen würde. [4] Ich hätte auch einfach "Stammtischparole" schreiben können. Ich wollte aber auch mal ein bisschen mit meiner Allgemeinbildung angeben, mit der ich bei "Wer wird Millionär?", unter Verwendung aller Joker, locker bis zur 100-Euro-Frage vorstoßen würde. [5] Diese Aufzählung ist natürlich nicht ironisch gemeint. Dem Leser ist es völlig freigestellt, diese Liste für sich persönlich beliebig zu erweitern. Chef, Ex-Partner, der unpünktliche Postbote... Das hat eine ungeheuer reinigende Wirkung auf die Psyche. Wirklich! Probiert es aus. Einsetzen und laut vorlesen. [6] Verwechslungen mit diversen MPlern sind unbeabsichtigt, aber dennoch möglich. Für etwaige Schadensersatzforderungen wendet Euch bitte an die Rechtsabteilung des MPn.
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"Mathematik: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?" | 7 Comments
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Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: gaussmath am: Di. 25. November 2008 20:45:52
\(\begingroup\)Der kurze Abstand der beiden Artikel wird kein Standard werden. Da ich aber krank war und Langeweile hatte... Na, Ihr wisst, was ich meine. 😄 Viel Spaß beim Lesen.\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: Diophant am: Di. 25. November 2008 22:27:16
\(\begingroup\)Hallo, also ich muss mich strengstens gegen hier erhobene Verdächtigungen verwehren: ich juble niemals bei einem Tor der Engländer! Als Schadenersatz würde ich weitere Artikel aus dieser Reihe akzeptieren 😁 Ergänzend möchte ich noch zu [5] hinzufügen: Wie ich kürzlich schon vermutete und jetzt weiß: es heißt Bildungsbolidiker, nicht -politiker. Es sind geschwätzige und geschäftige Leute. Manche meinen, sie verstünden etwas von der Nützlichkeit der Mathematik! Als Reittiere verwenden sie sog. Boliden (daher ihr Name). Ich weiß das, weil es in meiner Heimat zwei Farmen gibt, wo diese Tiere gezüchtet werden. Über einer lacht sogar ein Stern, über die andere die ganze VWelt nicht. In beiden sollen sogar auch Mathematiker denken+arbeiten! Danke für deine Gedanken + Grüße 😉 Johannes (schon wieder versöhnt!)\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: huepfer am: Di. 25. November 2008 23:02:25
\(\begingroup\)Hallo Marc, Dein Artikel gefällt mir sehr gut. Sicherheitshalber solltest Du vielleicht dem Vollpfosten 4 Buchstaben abnehmen. Du kannst es dafür ja wie Böll handhaben und einfach Großbuchstaben verwenden.;-) Gruß, Felix\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: gaussmath am: Mi. 26. November 2008 12:05:48
\(\begingroup\)Hallo, @Johannes: Einigen wir uns auf einen Vergleich? Ich schreibe so lange "Gedanken eines Mathematikers", bis unsere Bildungsbolidiker verstanden haben, dass Mathematik wirklich nützlich ist. Ja, so ein grinsender Stern auf der Motorhaube ist schon was Feines. Ich sitze natürlich auch lieber in einem Boliden, wenn ich mit Tempo 220 durch eine 30-Zone fahre. Die beiden zusätzlichen Airbags in der Sonnenblende würden mir dafür das nötige Gefühl der Sicherheit vermitteln. @Felix: Du hast mich da auf einen subtilen aber entscheidenden Unterschied aufmerksam gemacht. Großbuchstaben sind allerdings ein weites Feld... Viele Grüße gaussmath\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: Diophant am: Mi. 26. November 2008 12:16:01
\(\begingroup\)@Marc: Ja, und das Feine daran: um überhaupt zu verstehen, dass wir 210 (mein Maserati fährt 210...) km äh naja 210 halt fahren, benötigen wir schon Mathematik! Sehr, sehr nützlich, das ganze 😁 Gruß, Johannes (ich nehme den Vergleich an und dich beim Wort 😉 )\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: D_Biel am: So. 30. November 2008 21:12:16
\(\begingroup\):)\(\endgroup\)
 

Re: Gedanken eines Mathematikers - Ist Mathematik wirklich nützlich?
von: gaussmath am: Do. 04. Dezember 2008 11:38:47
\(\begingroup\)Hallo D_Biel, meine Großmutter hat früher immer zu mir gesagt: "Junge, die Leute, die nur Smilies in ihren Kommentaren verwenden, werden immer Deine härtesten Kritiker sein!" Sollte an diesen weisen Worten etwa doch was dran sein? So was erkennt man ja immer erst, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat... Grüße gaussmath\(\endgroup\)
 

 
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